Diesen Snack-Klassiker findet ihr kaum in westlichen China-Restaurants. Und doch ist Tee-Ei ein chinesischer Snack-Klassiker.
Zutaten:
- 8 Eier
- ca. 40g Zucker oder Kandis
- 1-2 Sternanis
- 2-4 Beutel Schwarz-Tee (je nach der Größe der Beutel)
- Salz
Kurzanleitung:
Eier an der flachen Seite vorsichtig aufklopfen. Dann Zucker in einen Topf geben. Kochfeld auf mittlere Hitze schalten und 1 – 2 EL Wasser dazu geben. Umrühren bis der Zuckersirup dunkelbraun ist. Dann Wasser dazu geben – und zwar so viel, dass die Eier nachher bedeckt sind. Jetzt Eier rein geben und Sternanis dazu. 5 – 10 Minuten kochen lassen. Schwarztee dazu (Achtung: kein grüner Tee!) und nochmals 10 Minuten kochen lassen. Jetzt 1 – 2 EL Salz dazu und Teebeutel raus. Noch kurz aufkochen lassen. Die Eier müssen eine Nacht in der Soße ziehen.
Ein Snack, viele Varianten: Tee-Ei
Tee, Salz, Ei: Die Zubereitung eines traditionellen Tee-Eies ist keine große Kunst. Und doch ist es eines der abwechslungsreichsten, traditionellsten Snacks der chinesischen Küche.
Es schmeckt kräftig, aromatisch, ein wenig nach Malz, ein wenig nach Ei: Tee-Eier sind das chinesische Pendant zum deutschen Sol-Ei, also dem Ei, das in Salz-Lake eingelegt einige Tage vor sich hin gezogen hat. Unsere Großväter bestellten es in gutbürgerlichen Restaurants und im Ruhrgebiet bekam man es an der „Bude“, also am Kiosk. Nicht anders war es in China mit dem Tee-Ei: mangels Kneipen und „Buden“ gab es Tee-Ei eben beim Straßenimbiss. Ein Allerwelts-Snack eben.
Die vielen Gesichter des Tee-Eis
Und doch: das Tee-Ei hat es in sich, denn worin man die unten aufgeklopften Eier kocht, das gibt ihm seinen typischen Geschmack. Und da waren Chinesen einfallsreicher als die Erfinder von Opas und Omas Sol-Ei. Es gibt Tee-Eier nur mit schwarzem Tee und Salz. Oder zusätzlich mit Sternanis. Oder mit Zimt, Szechuan-Pfeffer, Lorbeer-Blätter oder mit Sojasoße. Oder mit allem zusammen. Erlaubt ist, was schmeckt.
Ein Ei wie ein Gedicht
1792 fand das abwechslungsreiche Allerweltsessen sogar seinen Platz in einem der wichtigsten Kochbücher seiner Zeit. Der chinesische Dichter Yuan Mei – der auch ein bekannter Gourmet war – beschrieb es in seinem Kochbuch „Speisezettel des Sui-Gartens“. Ein umfangreiches Werk, mit dem sich Yuan daran versuchte, einen großen Überblick der sehr unterschiedlichen Kocharten im Riesenland China zu beschreiben. Ein dünnes, aber wichtiges Büchlein, in dem auch das Tee-Ei erwähnt wurde. Zwar nur mit einer Zeile Text. Aber Dichter Yuan adelte damit den weitverbreiteten Snack und machte ihn zu einem der bemerkenswerten Gerichte des Landes.
Weniger ist mehr
Doch auch wenn das Tee-Ei heute in vielen Varianten existiert, zum Beispiel als sogenanntes Soja-Ei, erleidet es doch das Schicksal vieler Gerichte, die sich immer weiter vom Original entfernt haben: zum Schluss schmeckt es nach allem. Nur nicht mehr nach Tee. Es fehlt ihm das feine, das aromatische. Es ist nur noch ein Ei, das in einer Gewürzsuppe gekocht wurde. Dichter Yuan Mei wusste eben, was er tat, als er dem simplen Gericht die Ehre gab, in seinem Kochbuch zu erscheinen: das Original ist eben doch noch das Beste.