Der Titel scheint auf den Blick absurd: wer an Hiroshima denkt, dem fällt zuerst der Atombombenabwurf im August 1945 ein. Doch die Stadt im Südwesten der japanischen Hauptinsel Honshū hat nicht nur eine wichtige, geschichtliche Vergangenheit, sondern auch kulinarisch einiges zu bieten. Drei Spezialitäten stelle ich Euch hier vor.
Ein Besuch in Hiroshima führt Touristen wohl zuerst zum weltbekannten Friedensdenkmal, auch “Atombombenkuppel” genannt. Die äußere Hülle des Gebäudes blieb bei dem Angriff damals in großen Teilen stehen, auch wenn die Atombombe nur 140 Meter davon entfernt explodiert ist. Eine Gedenktafel erinnert noch heute daran, wie das Gebäude vor dem Angriff ausgesehen hat.
Stärkung nach einem Tag voller Geschichte: Okonomiyaki
Die wohl bekannteste Delikatesse aus Hiroshima ist Okonomiyaki. Der Name bedeutet wörtlich übersetzt „Geschmack“, oder „Belieben“ im Sinne von „was du willst“ (okonomi) und „gebraten“ oder „gegrillt“ (yaki). Zusammen heißt es also in etwa “Gebraten wie du willst”. Okonomiyaki wird direkt vor dem Gast auf einer heißen Eisenplatte (jap. “Teppan”) mithilfe eines Spatels gebraten. Zuerst wird dort eine Art Crepes gemacht. Darauf kommen dann Kohl, Ei oder Dashi, ein japanischer Fischsud. Weitere Zutaten sind zum Beispiel Fleisch oder Fisch, Gemüse, Mochi, Nudeln oder Käse. Das alles wird auf der heißen Platte zusammen durchgebraten und mit einer typischen Soße gewürzt. Weil die Zutaten so unterschiedlich sein können, spricht man auch von der “Japanischen Pizza”, obwohl das Gericht überhaupt nichts mit einer Pizza zu tun hat. Es geht vielmehr um den Variantenreichtum des Gerichts – quasi wie bei einer Pizza, die es in hunderten Versionen gibt.
Okonomimura – ein Haus voll Okonomiyaki
Besonders spannend ist ein Besuch in der “Okonomimura”, ein ganzes Haus voller Okonimiyaki-Restaurants. Ungefähr 30 kleine Restaurants gibt es hier, verteilt auf drei Etagen und jedes macht seine eigene Version des Gerichts. Tagsüber bekommt man schnell einen Platz an der heißen Eisenplatte. Abends kann es schon mal sehr voll werden. Einen Platz dort reservieren kann man nicht. Hingehen, notfalls warten und dann genießen. Für ein “Okonimiyaki”-Gericht habe ich etwa 1000 Yen, etwa 6 Euro (Anfang 2014) bezahlt. Es hängt natürlich auch davon ab, welche und wie viele Zutaten ihr möchtet.
Momiji Manju – ein köstliches “Blatt”
Etwa 30 Kilometer von Hiroshima entfernt liegt die Insel “Itsukushima” und dort bekommen Besucher eine ganz andere Spezialität: “Momiji Manju” ist eine der vielen japanischen “Wagashi”, also kleinen Süßigkeiten. Das Gebäck besteht aus Buchweizenmehl, hat die Form eines Ahornblattes und ist gefüllt mit Roter-Bohnen-Paste. Eine Füllung, die ihr in vielen japanischen Süßigkeiten findet – so wichtig wie im Westen die Schokolade bei Süßigkeiten. Es schmeckt süß, ohne zu süß zu sein. Außerdem weich und die Füllung ist cremig.
Typisch für Hiroshima: Frische Austern
Hiroshima hat eine Verbindung zum pazifischen Ozean. Kein Wunder also, dass es dort ständig frische Meeresfrüchte gibt. Die Austernzucht zum Beispiel hat in der Stadt eine mehr als 400-jährige Geschichte und mehr als die Hälfte der japanischen Austernproduktion stammt aus der Präfektur Hiroshima. Wenn ihr die Meerestiere mögt, empfehle ich also dringend, hier Austern zu probieren. Es gibt sie roh mit Sojasauce – das klingt für manche schrecklich oder sogar eklig, ist aber leckerer, als man denken könnte. Oder man isst sie frittiert, gebacken oder gegrillt.