Das steckt hinter dem dänischen Verbot der Buldak-Nudeln.
Scharf, schärfer, zu scharf? Die dänische Lebensmittelbehörde hat die koreanischen Instant-Nudeln “Buldak” zurück gerufen. Das heisst: sie dürfen in der derzeitigen Form in Dänemark nicht mehr verkauft werden. Damit ist Dänemark das einzige Land in der EU, in dem die Nudeln verboten sind. Ein zu drastischer Schritt?
Sie heißen “Samyang Buldak 3 x Spicy & Hot Chicken“, „2 x Spicy & Hot Chicken“ und „Hot Chicken Stew” und haben eins gemeinsam: in Dänemark kann man sie nicht mehr kaufen. Die dänische Lebensmittelbehörde hat sie unter die Lupe genommen und kommt zu dem Schluss: “Es besteht die Gefahr, dass es beim Verbraucher zu einer akuten Vergiftung kommt”. Das klingt nach einem drastischen Schritt. Hat aber einen Grund.
Schutz von Kindern
Und den erläutert Henrik Dammand Nielsen, Referatsleiter der Lebensmittelbehörde: “Der Anteil an scharfem Chili ist in den untersuchten Nudeln sogar höher als in Chili-Chips, die in Deutschland zu Vergiftungsfällen bei Kindern geführt haben. Deshalb ist es wichtig, dass Eltern die extremen Nudelvarianten kennen und meiden”.
Der Hintergrund ist also der Schutz von Kindern. Denn bei denen sind die superscharfen Nudeln als Mutprobe auf Social Media seit Jahren beliebt. Nielsen vergleicht sie in seinem Statement mit der “Hot Chip-Challenge”, also den megascharfen Chips aus tschechischer Produktion.
Die Zahlen hinter dem Verbot
Hinter der dänischen Entscheidung steht der sogenannte “Capsaicin-Gehalt” dieser Instant-Nudeln. Capsaicin ist eine Substanz, die wir beim Essen als “scharf” empfinden. Je mehr Capsaicin, desto schärfer fühlt es sich im Mund an. Die “Buldak”-Nudeln enthalten etwa 113 Milligramm Capsaicin pro Packung. Zum Vergleich: Der “Hot Chip” hat zwischen 12 und 60 Milligramm Capsaicin. Offenbar sind verschiedene Varianten im Umlauf. In Deutschland war der “Hot Chip” von einem Produktrückruf betroffen, darf also in der derzeitigen Rezeptur nicht mehr verkauft werden – auch wenn über div. Internetläden immer noch nach Deutschland lieferbar scheint.
Hat Dänemark also recht mit seiner Entscheidung?
Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten. Wir haben beim Bundesinstitut für Risikoabschätzung nachgefragt. Dort heißt es, ob die Nudeln gesundheitsgefährlich sind, sei nicht einfach zu beantworten. Unterschiedliche Menschen reagieren auf die gleiche Menge Capsaicin unterschiedlich, abhängig von Alter, Geschlecht oder genetischen Faktoren.
In einer Studie aus den USA gab es aber die Erkenntnis, dass gesunde männliche Probanden unter gesundheitlichen Problem litten, nachdem sie 2 mg Capsaicin pro Kilogramm Körpergewicht konsumiert haben.
Überschreiten die Nudeln die empfohlenen Richtwerte in Deutschland?
Dieser Studie zufolge muss ein Mensch, der eine Portion “Buldak”-Nudeln isst, mindestens 56 Kilogramm wiegen. Für Kinder sind die Nudeln also definitiv nicht geeignet. Und darum geht es Dänemark in erster Linie. Erwachsene hingegen müssen selbst abwägen, ob sie diese Nudeln wirklich genießen können – oder ob sie riskieren wollen, dass es anschließend zu körperlichen Problemen kommt. Ich habe die Buldak-Nudeln für Euch probiert und kann sagen: ja, sie sind wirklich sehr, sehr scharf. Ich fing sofort an, zu schwitzen und mein Mund hat gebrannt. Ich habe auch Arbeitskollegen gebeten, die superscharfen Nudeln zu probieren. Manche von ihnen sind scharfes Essen gewohnt. Aber auch hier gab es das Feedback: das, was die Koreaner da auf den Markt bringen, ist verdammt scharf.
Wird es ein Verbot in Deutschland geben?
Das ist derzeit (Stand: 05.07.2024) nicht absehbar. Lebensmittelkontrolle ist in Deutschland Sache der Bundesländer. Wir haben gehört, dass es in Hessen kurz Überlegungen gab, diese Nudeln auch dort vom Markt zu nehmen. Bisher scheint daraus aber nichts geworden zu sein. Für die Liebhaber von superscharfen Lebensmitteln in Deutschland gibt es also Entwarnung – wobei die nicht ganz verständlich ist. Denn der “Hot-Challenge-Chip” enthält deutlich weniger weniger Capsaicin als die Nudeln, war aber trotzdem von einem Rückruf betroffen. Die Nudeln werden da von den deutschen Behörden bisher anders eingeschätzt.
Quellen:
Vergiftungsentscheidungen durch Buldak-Nudeln in Dänemark: https://foedevarestyrelsen.dk/nyheder/tilbagekaldte-produkter/2024/jun/tilbagekald-af-samyang-buldak-3-x-spicy-and-hot-chicken-2-x-spicy-and-hot-chicken-og-hot-chicken-stew
Gefährlichkeit von Capsaicin: : https://www.bfr.bund.de/cm/343/hohe-capsaicin-gehalte-koennen-gesundheitliche-risiken-bergen.pdf
Lebensmittelrückrufe in Deutschland: https://www.lebensmittelwarnung.de/DE/Home/home_node.html