Alkohol ist für Menschen im Westen etwas, das sie richtig genießen können. Für viele Asiaten ist das leider anders. Vielleicht trinken Sie mit, wenn Menschen aus dem Westen sie einladen. Aber innerlich ist es für manche oft eine unangenehme Herausforderung.
In meinem Video im „Ning kocht“-Youtubekanal könnt ihr es deutlich sehen: wenn ich Alkohol trinke, geht es mir ruck-zuck gar nicht gut. Selbst bei kleinsten Mengen wird mir schwindelig, meine Augen brennen und mir wird ein bisschen übel. Außerdem rast mein Herz und meine Haut wird so rot, dass Freunde sagen, ich glühe so sehr, dass man bei dem Licht ein Buch lesen könne. Und das alles nur, weil bei Asiaten wie mir etwas biochemisch anders läuft als bei den meisten Menschen im Westen.
Alkohol-Intoleranz hat einen körperlichen Grund
Um die Erklärung verstehen zu können, müssen wir einen kleinen Ausflug in die Chemie machen: Alkohol heißt chemisch „Ethanol“. Der wird, wenn man ihn trinkt, in der Leber verarbeitet und dazu brauchen Menschen zwei Enzyme: ADH und ALDH2. Das erste Enzym macht aus Ethanol das Zellgift Ethanal. Im zweiten Schritt entstehen dann durch ALDH2 ungefährlichere, sogenannte Acetate. Das Problem: Viele Asiaten produzieren eine veränderte Form von ALDH2. Und die macht den chemischen Umwandlungsprozess langsam oder unmöglich. Je nachdem, wie viel verändertes ALDH2 der Körper produziert. Die Folge: Asiaten, die diese körperliche Besonderheit haben, werden am Körper rot, denn der Körper erkennt einen Alarmzustand.
Verantwortlich ist eine Genveränderung
Der Grund dafür für die Alkohol-Intoleranz soll etwa 10.000 Jahre in der Vergangenheit im heutigen Süd-Ost-China liegen. Damals wurde Reis fermentiert. Als Nebenprodukt entstand dabei Alkohol und der machte den Reis haltbarer. Die Folge war: viele Menschen dort nahmen ungewollt ständig Alkohol zu sich und starben quasi am „Dauer-Suff“ früher. Manche aber hatten durch eine Gen-Mutation eine Alkohol-Intoleranz. Sie aßen darum wenig oder keinen fermentierten Reis. Also lebten sie länger. Und konnten mehr Kinder zeugen. Und ihre Kinder hatten dann häufig ebenfalls diese Gen-Mutation.
Können Asiaten überhaupt keinen Alkohol trinken?
Eine Alkoholtoleranz sollen etwa die Hälfte aller Menschen aus dem asiatisch-pazifischen Raum entwickelt haben. Die rein biologische Antwort wäre also: Ja, diese Menschen vertragen keinen Alkohol und sollten ihn darum auch lieber nicht trinken. Aber so einfach ist es nicht: Alkohol ist auch in Asien ein geselliges Getränk und darum trainieren viele, Alkohol zu trinken. Irgendwann gewöhnen sie sich dann an die seltsamen Körperreaktionen beim Alkoholkonsum. Aber sie zahlen einen Preis: ein erhöhtes Risiko für Speiseröhrenkrebs oder Leber- oder Nierenschäden.
Ein rein asiatisches Problem? Von wegen!
Die asiatische Alkoholintoleranz heißt zwar wegen der roten Hautfarbe „Asian Flush“ (asiatische Röte), aber überraschenderweise gibt es sie auch bei Menschen im Westen. Man erkennt diese Menschen daran, dass sie ein rotes Gesicht bekommen wenn sie Alkohol trinken. Oder rote Flecken auf dem Körper. Die bekannten Warnsignal des Körpers. Auch für diese Menschen wäre es dann besser, aufzuhören, Alkohol zu trinken.
Habt Verständnis für Asiaten
Asiaten wie mich bringt das alles in ein großes Dilemma. Mit Arbeitskollegen oder Freunden „einen Saufen zu gehen“ wird gesellschaftlich auch von uns erwartet. Aber auf der anderen Seite gefährdet es unsere Gesundheit deutlich mehr als den Körper von Menschen ohne Alkoholunverträglichkeit. Habt also bitte Verständnis, dass Menschen wie ich lieber nur Mini-Mengen trinken. Nicht, weil ich ein Feigling bin, sondern weil es genetisch eben so ist.